10.10.2023 | Auf dem ehemaligen Gelände der Gothaer Versicherung an der Geismar Landstraße in Göttingen baute Basecamp eine sechsgeschossige Wohnanlage aus derzeit drei Häusern mit aktuell 592 Appartements für Studierende, die später um ein viertes Haus erweitert werden kann. Basecamp bietet den Bewohner*innen ein umfangreiches Servicekonzept, mit dem es bereits in mehreren europäischen Universitätsstädten erfolgreich war. Neben geschmackvoll eingerichteten Appartements mit eigenem Bad gibt es neben einer Rezeption auch Kinosäle, Lesezimmer, Spielräume mit Billard-Tisch und Tischtennisplatte, Fitnessstudios, einen Waschsalon und mehrere Gemeinschaftsküchen. Eine 200 Quadratmeter große Eventfläche in der 6. Etage der zweiten Gebäudereihe bietet nicht nur den Studierenden Platz für größere Veranstaltungen, der Raum soll auch Göttinger Firmen als attraktiver Ort für Betriebs- und Weihnachtsfeiern angeboten werden. Die kleinste Wohneinheit mit ca. 16 qm startet mit einer Monatsmiete von 560 Euro. Darin enthalten sind bereits die Kosten für Strom, Wasser, Heizung und schnelles WLAN. Ebenfalls im Preis inbegriffen: „Basebuddys“. Die sind die gesamte Woche rund um die Uhr für Anliegen der Bewohner*innen ansprechbar und initiieren im Monatsrhythmus gemeinsame Freizeitaktivitäten. Mit diesem Rund-um-Service hat man den Kopf frei für einen gelungenen Semesterstart!

Wohnangebot vorrangig für Erstsemester und internationale Austauschstudierende, aber auch für andere Kunden
Die Bauprojekte von Basecamp fallen durch eine ansprechende Architektur auf und wurden bereits mit internationalen Architekturpreisen ausgezeichnet. Wie an allen Basecamp-Standorten hat man auch in Göttingen auf eine schnelle Anbindung zur Universität und zum Bahnhof geachtet. So hält z. B. die Buslinie zum Bahnhof direkt vor dem Haupteingang. Das Service-Konzept soll laut Basecamp-Projektleiter Kevin Schwenzer Erstsemester und internationale Austauschstudierende ansprechen, die erfahrungsgemäß nur für 2-6 Monate eine erste Wohnbasis brauchen, bis sie eine eigene Bleibe gefunden haben. Das relativiert dann auch die Höhe der Mietpreise. Schon kurz nach Eröffnung Ende Mai logieren hier bereits Gäste aus mehreren Kontinenten. Laut Wohnheim-Managerin Karen Dwelk leben aktuell im Basecamp Göttingen Studierende aus 47 Ländern. Auch andere Formen des Wohnens auf Zeit sieht das Konzept vor, ein Teil der Wohneinheiten soll z. B. auch Geschäftsreisenden zur Verfügung stehen.

Planerische Herausforderungen für pb+ durch Altlasten und Bestandsgebäude
Die pb+ Ingenieurgruppe AG leistete für die Göttinger Wohnanlage von Basecamp die Tragwerksplanung LPH 3-5. Die Konstruktion erfolgte in Schottenbauweise aus Stahlbeton-Halbfertigteilen. Bei der Bemessung der freitragenden Elementdecken war der vorgesehene Einbau von Fertigteilbädern zu berücksichtigen. Aufgrund der geometrischen Abhängigkeiten wurden gesonderte Nachweise der Querkrafttragfähigkeiten und die Abstimmung bezüglich der Bewehrungsausführung erforderlich.

Auf dem Gelände für das größte Haus Nr. 3 an der Hauptstraße fanden wir nach dem Rückbau des ehemaligen Gothaer-Areals eine Art Dükerbauwerk vor, in dem diverse Versorgungsleitungen verlaufen, die nicht verlegt werden konnten. Daher mussten wir diesen Bereich bei der statischen Bemessung der biegesteifen Sohlplattengründung besonders beachten. Da die Tragfähigkeit des Dükerbauwerks unbekannt war und zudem Stahlbetonstützen direkt auf dem Düker vorgesehen waren, versetzten wir in Abstimmung mit dem Bauherren und dem Architekten die Stützen neben den Düker. An den neu geplanten Stellen für die Stützen ließen wir Löcher bohren, die mit Magerbeton gefüllt wurden. Mit Hilfe des Magerbetons erhielten die Stahlbetonstützen eine Gründungsebene, die sie exakt auf das Niveau der Sohlhöhe bzw. der Unterkanten des Dükerbauwerks bringt. Diese Unterfangungsarbeiten sorgen dafür, dass die abgeführten Lasten der Stützen die Standfestigkeit des Dükers nicht gefährden. Anschließend konnten wir die Sohlplatte für das Gebäude unter Berücksichtigung eines bereichsweise geringeren Bettungsmoduls bemessen.

An der linken Seite des Hauses an der Hauptstraße befindet sich ein angrenzendes Bestandsgebäude. Diese Situation sorgte ebenfalls für aufwendige Gründungsarbeiten, da zunächst Unterfangungsarbeiten notwendig wurden. Dafür planten wir im Bereich des Neubaus abschnittsweise erstellte Betonfundamente, die bis zur Unterkante der bereits vorhandenen Kellersohle führen. So wirken die Lasten aus dem Neubau nicht auf die bestehenden Kellerwände. Durch die abschnittsweise Herstellung der Unterfangungen wurde der Grundbruch sicher verhindert. Wie in anderen Bereichen war auch hier eine enge Abstimmung mit dem ausführenden Rohbauunternehmen erforderlich.

Hinter der zweiten Gebäudereihe des Wohnheimkomplexes befindet sich ein Nachbargrundstück, auf dem ein neues städtisches Wohngebiet entsteht. Durch die vorherigen Erdarbeiten für das Wohnheim und den Beginn der Arbeiten auf dem Nachbargrundstück entstand an der Grenze zwischen den beiden Grundstücken auf breiter Front ein hoher Erdhügel. pb+ plante den Einsatz von Winkelstützwänden, die sich in ihrer Größe an die Höhe des Hügels anpassen, um die Erde hinter dem Parkbereich der zweiten Gebäudereihe abzustützen und einen möglichen Erdrutsch zu verhindern.

Bauprojekt:
Wohnheim für Studierende
und Wohnraum auf Zeit für z.B. Geschäftsreisende

Größe:
592 Appartements

Bauzeit:
2020-2023

Bauherr:
Basecamp, Berlin

Architekten:
Tchoban Voss Architekten, Berlin (LPH 1-3)
GMD Architekten GmbH, Bremen (ab LPH 4)

Ausführung:
Kamü Bau GmbH, Bremen (Rohbau)

Baukosten:
49,66 Mio. € (KG 300 + 400)

Leistungen von pb+:
Tragwerksplanung
- Wohnhäuser LPH 3-5,
- Winkelstützwände zur Geländesicherung LPH 1-3

Basecamp-Innenraumfotos können Sie betrachten unter:
https://www.basecampstudent.com/de/student/gottingen/
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Bilderquelle: Detlev Neumann